Leitntrag: | Landwirtschaft klimafreundlich gestalten – Tierhaltung zurückschrauben |
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Antragsteller*in: | Martin Wandrey (Dresden KV) |
Status: | Geprüft |
Eingereicht: | 29.09.2018, 07:32 |
Ä4 zu L1: Landwirtschaft klimafreundlich gestalten – Tierhaltung zurückschrauben
Antragstext
Nach Zeile 89 einfügen:
- Keine weitere Investitionsförderung für Tierhaltung
Brandenburg ist 2.965.416 Hektar groß, davon werden 44 % landwirtschaftlich
genutzt. Damit ist die Landwirtschaft zu einem großen Teil verantwortlich für
den Natur- und Artenschutz. Doch auch für den landesweiten Ausstoß von
Kohlenstoffdioxid, Methan und Lachgas trägt die Landwirtschaft große
Verantwortung – und somit für die globale Erderwärmung.
Gestalten wir Landwirtschaft klimafreundlich, bewahren wir damit gleichzeitig
unsere Artenvielfalt, schützen Vögel und Insekten, und beenden das Leid der
konventionellen Nutztiere. Massentierhaltung und Klimaschutz geht ebenso wenig
zusammen wie Klimaschutz und Bienensterben.
Ökologische Landwirtschaft ist eine der entscheidenden Stellschrauben, wenn es
um Klimaschutz geht. Die rückwärtsgewandte Agrarpolitik der rot-roten
Landesregierung führte dazu, dass sich der Anteil der Bio-Höfe in Brandenburg
seit 10 Jahren nicht mehr verbessert hat und seitdem bei 12,5 % verweilt. Da
Öko-Betriebe im Durchschnitt kleinere Strukturen aufweisen, sind es sogar nur
10,5 % der Fläche, auf der ökologisch gewirtschaftet wird. Wir wollen
Brandenburg aus dem Abstiegskampf um die schlechteste Umstellungsprämie befreien
und den Anteil der Öko-Betriebe unbegrenzt in die Höhe wachsen lassen!
Formen der Tierhaltung, welche die Standards des EU-Biosiegels unterschreiten,
wollen wir bis 2030 abschaffen. Auch die derzeitigen Bio-Richtlinien gilt es
langfristig zu verschärfen. Für uns stellt sich die Frage, in welcher
Größenordnung Tierhaltung ökologisch vertretbar ist. Es gibt Studien, welche
belegen, dass Tierhaltung in sehr geringem Umfang einen ökologischen Mehrwert
darstellen kann. Dies kann allerdings nur unter ganz bestimmten Bedingungen der
Fall sein.
Tierhaltung kann überhaupt nur dann einen ökologischen Mehrwert aufweisen, wenn
das Futter zum überwiegenden Teil auf demselben Hof produziert wird, auf dem die
Tiere gehalten werden. Den Übersee-Import von Soja und anderen
Eiweißfuttermitteln und die damit verbundenen Regenwaldrodungen lehnen wir
grundsätzlich ab, ebenso wie die Fütterung von überflüssig vielen
Eiweißfuttermitteln. Das Futter der Tiere muss zudem zum großen Teil aus
Pflanzen und Pflanzenbestandteilen bestehen, welche für den Menschen nicht
verwertbar sind (so z.B. Kleegras bzw. Heu). Die Düngung der Felder mit
übermäßigen Güllemengen ist mit extensiver Tierhaltung nicht mehr möglich, somit
bleiben die Nitratwerte des Bodens und des Grundwassers in einem angemessenen
Bereich. Statt auf Unmengen an Gülle muss vermehrt auf sinnvolle Fruchtfolgen
und den Aufbau von qualitativ hochwertigem Humus gesetzt werden, der zudem mehr
Kohlenstoffdioxid bindet als herkömmlicher Boden. Weideland, also Kleegras,
fördert den Humusaufbau, während Getreide und Mais ihn tendenziell verhindert.
Tierhaltung kann nur dann ökologisch sinnvoll sein, wenn gemäß am Humusaufbau
orientierter Fruchtfolgen stets genügend Grasflächen vorhanden sind, um alle
Tiere davon zu ernähren. Ist das nicht der Fall und werden Nutztiere zu einem
nicht unerheblichen Anteil mit Nahrungsmitteln gefüttert, die auch Menschen
verwerten könnten, gehen zahllose Kalorien (Energie) in Form von Körperwärme und
kinetischer Energie verloren, wodurch der Ertrag schrumpft.
Auch wenn Tierhaltung in Form von extensiver Weidetierhaltung einen ökologischen
Mehrwert aufweisen kann, ist vegetarische und vegane Ernährung ein wichtiger
Bestandteil der Agrarwende. Denn da Tierhaltung nur in sehr geringem Umfang
ökologisch sinnvoll ist, wäre es nicht einmal mehr im Ansatz möglich, davon die
derzeitige Nachfrage nach Tier- und Fleischprodukten zu stillen. In Brandenburg
leben derzeit etwa 9,6 Millionen Hühner bzw. Truthühner, 800.000 Schweine,
500.000 Rinder, 500.000 Nutzenten und 80.000 Schafe. Um ein ausgewogenes
Verhältnis aus Tier und Fläche herzustellen, wird ein überwiegender Teil unserer
Mahlzeiten in Zukunft ausschließlich aus pflanzlichen Lebensmitteln bestehen
müssen.
Wenn es darum geht, Landwirtschaft klimafreundlich zu gestalten, spielen noch
weitere Komponenten eine wichtige Rolle: Die Herstellung von synthetischen
Düngern setzt Unmengen an Treibhausgasen frei. Somit hat der Einsatz
synthetischer Dünger nicht nur negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt und
das Insektenaufkommen, sondern auch auf die globale Erderwärmung.
Hinzu kommen noch die vielen Übersee-Exporte (z.B. von Milchpulver), welche der
Überproduktion der konventionellen Agrarindustrie geschuldet sind, und die damit
verbundenen Treibhausgasemissionen. Klimafreundliche Landwirtschaft muss auch
bedeuten, dass Lebensmittel regional verarbeitet und vermarktet werden.
Wir wollen mehr verarbeitende Betriebe wie Getreidemühlen, Saftpressen und
Molkereien nach Brandenburg holen, um Transportwege in den Handelsketten zu
minimieren, Produkte in der Region weiterverarbeiten und vermarkten zu können
und – nicht zuletzt – gut bezahlte Arbeitsplätze in ländliche Regionen zu holen.
Ökologische Kriterien müssen in der Förderung der Landwirtschaft eine primäre
Rolle spielen. Die Direktzahlungen pro Hektar, welche als erste Säule der EU-
Agrarförderung bezeichnet werden, müssen gänzlich abgeschafft werden. Die erste
Säule fördert Betriebe nach Größe und unabhängig vom Ertrag. Im Kampf gegen
Monokulturen ist dies absolut kontraproduktiv. Außerdem besteht gar kein Anreiz,
ertragreichen Humusboden aufzubauen und nachhaltig zu wirtschaften. Stattdessen
wollen wir die zweite Säule der EU-Agrarförderung massiv ausbauen und gezielt
klimafreundliche Maßnahmen fördern.
Doch die Förderung ökologischer Maßnahmen reicht nicht – im Umkehrschluss müssen
umweltschädliche Maßnahmen sanktioniert werden. So fordern wir Sanktionen auf
ein zu hohes Verhältnis zwischen Tiereinheiten und Flächeneinheiten, auf den
Einsatz von Pestiziden, auf übermäßig große Getreide- oder Maiskulturen, auf
nicht nachhaltige Fruchtfolgen, sowie auf Produkte, die exportiert werden.
Um Landwirtschaft nachhaltig und klimafreundlich zu gestalten, fordern wir:
- den Ausstieg aus der konventionellen Tierhaltung bis 2030
- den Ausstieg aus der Anwendung von Pestiziden bis 2035
- die Abschaffung der ersten Säule der EU-Agrarförderung und demzufolge den
massiven Ausbau der zweiten Fördersäule
- Sanktionen umweltschädlicher Vorgehensweisen
- Ökologische Fruchtfolgen, maximale Flächeneinheiten für zusammenhängende
Getreide- und Maiskulturen, maximale Anzahl an Nutztieren pro Hektar als
gesetzlichen Mindeststandard - auch für konventionelle Betriebe
- Keine weitere Investitionsförderung für Tierhaltung
- Transparente Kennzeichnung aller Tierprodukte, welche Haltungsbedingungen
und ökologischen Fußabdruck darlegt
- Eine Verbesserung der Umstellungsprämien, sodass der Anteil von Bio-Höfen
(aktuell 12,5 %) nach 10 Jahren endlich wieder steigt
Nach Zeile 89 einfügen:
- Keine weitere Investitionsförderung für Tierhaltung
Brandenburg ist 2.965.416 Hektar groß, davon werden 44 % landwirtschaftlich
genutzt. Damit ist die Landwirtschaft zu einem großen Teil verantwortlich für
den Natur- und Artenschutz. Doch auch für den landesweiten Ausstoß von
Kohlenstoffdioxid, Methan und Lachgas trägt die Landwirtschaft große
Verantwortung – und somit für die globale Erderwärmung.
Gestalten wir Landwirtschaft klimafreundlich, bewahren wir damit gleichzeitig
unsere Artenvielfalt, schützen Vögel und Insekten, und beenden das Leid der
konventionellen Nutztiere. Massentierhaltung und Klimaschutz geht ebenso wenig
zusammen wie Klimaschutz und Bienensterben.
Ökologische Landwirtschaft ist eine der entscheidenden Stellschrauben, wenn es
um Klimaschutz geht. Die rückwärtsgewandte Agrarpolitik der rot-roten
Landesregierung führte dazu, dass sich der Anteil der Bio-Höfe in Brandenburg
seit 10 Jahren nicht mehr verbessert hat und seitdem bei 12,5 % verweilt. Da
Öko-Betriebe im Durchschnitt kleinere Strukturen aufweisen, sind es sogar nur
10,5 % der Fläche, auf der ökologisch gewirtschaftet wird. Wir wollen
Brandenburg aus dem Abstiegskampf um die schlechteste Umstellungsprämie befreien
und den Anteil der Öko-Betriebe unbegrenzt in die Höhe wachsen lassen!
Formen der Tierhaltung, welche die Standards des EU-Biosiegels unterschreiten,
wollen wir bis 2030 abschaffen. Auch die derzeitigen Bio-Richtlinien gilt es
langfristig zu verschärfen. Für uns stellt sich die Frage, in welcher
Größenordnung Tierhaltung ökologisch vertretbar ist. Es gibt Studien, welche
belegen, dass Tierhaltung in sehr geringem Umfang einen ökologischen Mehrwert
darstellen kann. Dies kann allerdings nur unter ganz bestimmten Bedingungen der
Fall sein.
Tierhaltung kann überhaupt nur dann einen ökologischen Mehrwert aufweisen, wenn
das Futter zum überwiegenden Teil auf demselben Hof produziert wird, auf dem die
Tiere gehalten werden. Den Übersee-Import von Soja und anderen
Eiweißfuttermitteln und die damit verbundenen Regenwaldrodungen lehnen wir
grundsätzlich ab, ebenso wie die Fütterung von überflüssig vielen
Eiweißfuttermitteln. Das Futter der Tiere muss zudem zum großen Teil aus
Pflanzen und Pflanzenbestandteilen bestehen, welche für den Menschen nicht
verwertbar sind (so z.B. Kleegras bzw. Heu). Die Düngung der Felder mit
übermäßigen Güllemengen ist mit extensiver Tierhaltung nicht mehr möglich, somit
bleiben die Nitratwerte des Bodens und des Grundwassers in einem angemessenen
Bereich. Statt auf Unmengen an Gülle muss vermehrt auf sinnvolle Fruchtfolgen
und den Aufbau von qualitativ hochwertigem Humus gesetzt werden, der zudem mehr
Kohlenstoffdioxid bindet als herkömmlicher Boden. Weideland, also Kleegras,
fördert den Humusaufbau, während Getreide und Mais ihn tendenziell verhindert.
Tierhaltung kann nur dann ökologisch sinnvoll sein, wenn gemäß am Humusaufbau
orientierter Fruchtfolgen stets genügend Grasflächen vorhanden sind, um alle
Tiere davon zu ernähren. Ist das nicht der Fall und werden Nutztiere zu einem
nicht unerheblichen Anteil mit Nahrungsmitteln gefüttert, die auch Menschen
verwerten könnten, gehen zahllose Kalorien (Energie) in Form von Körperwärme und
kinetischer Energie verloren, wodurch der Ertrag schrumpft.
Auch wenn Tierhaltung in Form von extensiver Weidetierhaltung einen ökologischen
Mehrwert aufweisen kann, ist vegetarische und vegane Ernährung ein wichtiger
Bestandteil der Agrarwende. Denn da Tierhaltung nur in sehr geringem Umfang
ökologisch sinnvoll ist, wäre es nicht einmal mehr im Ansatz möglich, davon die
derzeitige Nachfrage nach Tier- und Fleischprodukten zu stillen. In Brandenburg
leben derzeit etwa 9,6 Millionen Hühner bzw. Truthühner, 800.000 Schweine,
500.000 Rinder, 500.000 Nutzenten und 80.000 Schafe. Um ein ausgewogenes
Verhältnis aus Tier und Fläche herzustellen, wird ein überwiegender Teil unserer
Mahlzeiten in Zukunft ausschließlich aus pflanzlichen Lebensmitteln bestehen
müssen.
Wenn es darum geht, Landwirtschaft klimafreundlich zu gestalten, spielen noch
weitere Komponenten eine wichtige Rolle: Die Herstellung von synthetischen
Düngern setzt Unmengen an Treibhausgasen frei. Somit hat der Einsatz
synthetischer Dünger nicht nur negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt und
das Insektenaufkommen, sondern auch auf die globale Erderwärmung.
Hinzu kommen noch die vielen Übersee-Exporte (z.B. von Milchpulver), welche der
Überproduktion der konventionellen Agrarindustrie geschuldet sind, und die damit
verbundenen Treibhausgasemissionen. Klimafreundliche Landwirtschaft muss auch
bedeuten, dass Lebensmittel regional verarbeitet und vermarktet werden.
Wir wollen mehr verarbeitende Betriebe wie Getreidemühlen, Saftpressen und
Molkereien nach Brandenburg holen, um Transportwege in den Handelsketten zu
minimieren, Produkte in der Region weiterverarbeiten und vermarkten zu können
und – nicht zuletzt – gut bezahlte Arbeitsplätze in ländliche Regionen zu holen.
Ökologische Kriterien müssen in der Förderung der Landwirtschaft eine primäre
Rolle spielen. Die Direktzahlungen pro Hektar, welche als erste Säule der EU-
Agrarförderung bezeichnet werden, müssen gänzlich abgeschafft werden. Die erste
Säule fördert Betriebe nach Größe und unabhängig vom Ertrag. Im Kampf gegen
Monokulturen ist dies absolut kontraproduktiv. Außerdem besteht gar kein Anreiz,
ertragreichen Humusboden aufzubauen und nachhaltig zu wirtschaften. Stattdessen
wollen wir die zweite Säule der EU-Agrarförderung massiv ausbauen und gezielt
klimafreundliche Maßnahmen fördern.
Doch die Förderung ökologischer Maßnahmen reicht nicht – im Umkehrschluss müssen
umweltschädliche Maßnahmen sanktioniert werden. So fordern wir Sanktionen auf
ein zu hohes Verhältnis zwischen Tiereinheiten und Flächeneinheiten, auf den
Einsatz von Pestiziden, auf übermäßig große Getreide- oder Maiskulturen, auf
nicht nachhaltige Fruchtfolgen, sowie auf Produkte, die exportiert werden.
Um Landwirtschaft nachhaltig und klimafreundlich zu gestalten, fordern wir:
- den Ausstieg aus der konventionellen Tierhaltung bis 2030
- den Ausstieg aus der Anwendung von Pestiziden bis 2035
- die Abschaffung der ersten Säule der EU-Agrarförderung und demzufolge den
massiven Ausbau der zweiten Fördersäule
- Sanktionen umweltschädlicher Vorgehensweisen
- Ökologische Fruchtfolgen, maximale Flächeneinheiten für zusammenhängende
Getreide- und Maiskulturen, maximale Anzahl an Nutztieren pro Hektar als
gesetzlichen Mindeststandard - auch für konventionelle Betriebe
- Keine weitere Investitionsförderung für Tierhaltung
- Transparente Kennzeichnung aller Tierprodukte, welche Haltungsbedingungen
und ökologischen Fußabdruck darlegt
- Eine Verbesserung der Umstellungsprämien, sodass der Anteil von Bio-Höfen
(aktuell 12,5 %) nach 10 Jahren endlich wieder steigt
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